Gerade erst – zum 1. Januar 2024 – mussten alle Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitenden das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) umsetzen.
Prozesse aufsetzen, Risiken erfassen, Berichtspflichten erfüllen – oft unter Zeitdruck und mit hohem Ressourceneinsatz.
Jetzt, nicht einmal anderthalb Jahre später, steht im neuen Koalitionsvertrag:
„Darüber hinaus schaffen wir das nationale Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) ab. Die Berichtspflicht nach dem LkSG wird unmittelbar abgeschafft und entfällt komplett. Es wird ersetzt durch ein Gesetz über die internationale Unternehmensverantwortung, das die Europäische Lieferkettenrichtlinie (CSDDD) bürokratiearm und vollzugsfreundlich umsetzt.“
Ein radikaler Richtungswechsel – mitten im laufenden Prozess. Und: kein Einzelfall.
Auch CSRD unter Druck: Der EU-Omnibus zeigt die nächste Kurve
Nur wenige Tage vor dem Koalitionsvertrag hat die EU mit dem Omnibus-Vorschlag zur CSRD ein weiteres zentrales ESG-Gesetz verlangsamt und vereinfacht.
Konkret: Die zweite und dritte CSRD-Berichtswelle werden bereits um zwei Jahre verschoben – der offizielle Stop-the-Clock-Beschluss wurde vergangene Woche im EU-Parlament verabschiedet. Weitere Erleichterungen sollen kommen.
Im Koalitionsvertrag heißt es dazu ganz deutlich:
„Wir unterstützen den Omnibus der Kommission, um die umfangreichen Vorgaben zur EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung insbesondere für den Mittelstand deutlich zu reduzieren und zeitlich zu verschieben.“
Ein klarer Schulterschluss mit Brüssel – und ein deutliches politisches Signal.
Was bedeutet das für Unternehmen, die bereits losgelegt haben?
Für viele Unternehmen fühlt sich das an wie ein schlechter Witz:
Gerade erst wurden Zeit, Geld und interne Ressourcen aufgebracht, neue Rollen geschaffen, Berichte vorbereitet – und nun wird alles wieder eingestampft oder auf unbestimmte Zeit vertagt.
- Erst Pflicht, dann Pause, jetzt Rückbau.
- Wer wartet, wird belohnt. Wer vorangeht, bleibt zurück.
- Planungssicherheit? Fehlanzeige.
Es erinnert ein bisschen an Bahnansagen auf dem Gleis:
Erst kommt der Zug, dann fällt er aus, dann kommt er doch – nur leider woanders.
Und wer pünktlich am Bahnsteig stand, steht plötzlich allein da.
Bürokratieabbau ist richtig – aber das hier ist kein Plan
Lassen Sie uns eines klarstellen:
Weniger Bürokratie ist richtig und überfällig.
Aber was hier passiert, wirkt nicht wie ein gezielter Abbau, sondern wie ein politisches Zickzack.
Für Unternehmen, die vorausschauend handeln wollen, entsteht damit ein echtes Problem:
- ESG wird zur strategischen Wette.
- Regulatorische Zuverlässigkeit? Nicht gegeben.
- Vertrauen in politische Planung? Erschüttert.

Was jetzt zählt: Überblick behalten – und flexibel bleiben
Angesichts dieses politischen Kurses stellt sich nicht die Frage, ob ESG noch relevant ist – sondern wie Unternehmen sinnvoll damit umgehen, ohne jedes Mal komplett neu anzufangen.
Unsere Empfehlung:
- Nachhaltigkeit nicht auf Regulierung reduzieren – sondern als unternehmerische Verantwortung denken.
- Strategien so entwickeln, dass sie flexibel bleiben, ohne beliebig zu werden.
- Nicht aussteigen, sondern gezielt justieren – mit realistischem Fahrplan.
Wir helfen genau dabei – klar, praxisnah, ohne Panik und ohne ESG-Bullshit. Sondern mit Struktur, Substanz und einem kühlen Kopf.