Wer mit IBM Planning Analytics (TM1) arbeitet, stößt schnell auf zwei Begriffe: Rules und Feeders. Sie gehören zum Herzstück von TM1 und entscheiden darüber, ob ein Modell korrekt funktioniert oder ob Nutzer:innen frustriert vor leeren Zellen sitzen.
In diesem Artikel erklären wir Schritt für Schritt, was es damit auf sich hat, wie sie zusammenhängen und warum sie für jede TM1-Anwendung unverzichtbar sind.
Hinweis: Der Begriff “TM1” wird aus historischen Gründen oft noch synonym für “IBM Planning Analytics” verwendet, bezieht sich heute aber offiziell nur noch auf die Datenbank-Engine.
Warum brauchen wir Rules?
In TM1-Cubes werden nicht nur Daten gespeichert, sondern auch berechnete Kennzahlen. Ein klassisches Beispiel: Der Umsatz entsteht aus Menge mal Preis.
In Excel würden wir diese Formel in jede einzelne Zelle schreiben – fehleranfällig und aufwendig. TM1 funktioniert smarter: Eine Rule definiert diese Logik einmalig, und sie gilt automatisch für alle relevanten Zellen im Cube. Das macht Berechnungen konsistent, spart Zeit und erleichtert die Wartung.
So funktionieren Rules
Rules sind Berechnungsanweisungen, die TM1 beim Aufruf einer Zelle ausführt. Ein Beispiel aus der Praxis:
- Umsatz = Menge × Preis
- Gewinn = Umsatz – Kosten
- Gewinnmarge = Gewinn ÷ Umsatz
Das Entscheidende: Rules speichern keine Werte. Stattdessen wird jedes Mal, wenn ein Nutzer den Wert sehen will, die Formel im Hintergrund angewendet.
Konsolidierungen vs. Regeln
TM1 bringt von Haus aus ein mächtiges Feature mit: Summen und Konsolidierungen entstehen automatisch, sobald Dimensionen hierarchisch aufgebaut sind. Eine Sales-Hierarchie summiert also die Umsätze aller Produkte ohne zusätzliche Regeln.
Regeln braucht man nur dann, wenn es um abweichende Berechnungen geht. Die Gewinnmarge ist dafür ein typisches Beispiel – sie ergibt sich nicht aus einer einfachen Addition, sondern muss für jede Ebene neu berechnet werden.
Feeders – die unsichtbaren Helfer
Hier zeigt sich die Stärke, aber auch die Komplexität von TM1. Das System speichert nur belegte Werte, um Speicherplatz zu sparen. Das bedeutet: Wenn eine Rule auf Daten verweist, die in vielen Zellen gar nicht existieren, weiß TM1 manchmal nicht, dass es etwas berechnen müsste. Die Folge: Die Zelle bleibt leer.
Beispiel:
- Regel: Umsatz = Menge × Preis
- Eingabe: Der Preis ist vorhanden, die Menge aber (noch) nicht.
- Ohne Feeder: TM1 zeigt keinen Umsatz an, obwohl rein rechnerisch ein Wert entstehen müsste.
Lösung: Feeders. Sie sind wie kleine Wegweiser, die TM1 sagen: „Wenn hier ein Wert steht, dann musst du dort rechnen.“ Im Umsatz-Beispiel bedeutet das: Sobald Menge oder Preis eingegeben ist, weiß TM1, dass auch Umsatz berechnet werden soll.
Häufige Stolperfallen
Gerade Einsteiger:innen stolpern oft über typische Probleme:
- Regel überschreibt Konsolidierung: Wird eine Rule zu allgemein formuliert, kann sie automatische Summen unnötig ersetzen.
- Feeder-Overkill: Wer zu viele Feeders setzt, macht seinen Cube groß und langsam.
- Leere Zellen trotz Regel: Meist fehlen hier schlicht die richtigen Feeders.
- Unklare Dokumentation: Ohne Kommentare versteht später niemand mehr, warum eine Rule existiert.
Best Practices für Rules & Feeders
- Definiere so wenige Rules wie möglich, aber so viele wie nötig.
- Setze Feeders gezielt und teste ihre Wirkung – lieber punktgenau als pauschal.
- Dokumentiere Rules in einer separaten Datei oder mit klaren Kommentaren.
- Denke immer zuerst: Brauche ich wirklich eine Rule? Oder ist ein Prozess (z. B. mit TurboIntegrator) besser?
Praxisbeispiel: Absatzplanung
Nehmen wir einen Cube mit den Dimensionen Produkt, Region und Zeit. Dort soll Umsatz berechnet werden:
- Eingabe: Die Nutzer:innen erfassen Menge und Preis.
- Rule: Umsatz wird automatisch aus Menge mal Preis berechnet.
- Feeder: Sobald entweder Menge oder Preis vorhanden ist, „weiß“ TM1, dass auch Umsatz berechnet werden muss.
- Konsolidierung: Regionen oder Produktgruppen summieren sich automatisch hoch.
Das Ergebnis: Die Planer:innen müssen nur die Basiswerte eingeben, der Rest ergibt sich von selbst.
Fazit
Rules & Feeders sind keine Magie, sondern das logische Fundament von TM1.
- Rules definieren die Berechnungen.
- Feeders sorgen dafür, dass diese Berechnungen auch wirklich überall greifen.
Wer diese Mechanik versteht, spart Zeit, verhindert Fehler und baut performante Modelle.
Im nächsten Artikel der Reihe schauen wir uns an, wie Planung und Forecasting in TM1 funktionieren – und wie man zwischen Top-Down- und Bottom-Up-Ansätzen die richtige Balance findet.