Plötzlich fragt der Großkunde nach CO₂-Daten. Die Bank will Informationen zu Diversität und Sozialstandards. Und eine öffentliche Ausschreibung verlangt ESG-Nachweise.
Viele kleine und mittlere Unternehmen (KMU) erleben gerade genau das – ohne dass sie formal unter die neue EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) fallen. Doch der Druck steigt: Nachhaltigkeitsinformationen werden zunehmend zur Eintrittskarte in Lieferketten, zu Finanzierungen und zur öffentlichen Sichtbarkeit – Hier setzt der VSME-Standard an.
Was ist der VSME-Standard?
👉 VSME steht für Voluntary Standard for non-listed Micro, Small and Medium-sized Enterprises – also:
Freiwilliger Standard für nicht-börsennotierte Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen.
Entwickelt wurde er von EFRAG, der europäischen Institution für Finanz- und Nachhaltigkeitsberichterstattung, die auch für die verpflichtenden ESRS (European Sustainability Reporting Standards) verantwortlich ist. Der VSME bietet KMU die Möglichkeit, ihre Nachhaltigkeitsleistungen strukturiert, vergleichbar und zukunftsfähig zu kommunizieren – freiwillig, aber strategisch sinnvoll.
Wie ist der VSME-Standard aufgebaut?
Der VSME-Standard besteht aus zwei Modulen, die Unternehmen je nach Bedarf und Reifegrad anwenden können. Die folgende Tabelle zeigt die Unterschiede und Inhalte im direkten Vergleich:
Vergleich: Basic vs. Comprehensive Module im VSME
Merkmal | Basic Module (B1–B11) | Comprehensive Module (C1–C9) |
Zielgruppe | Nicht-börsennotierte Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen – insbesondere der Mittelstand, der ESG-Anforderungen ohne CSRD-Pflicht nachkommen muss | Mittelständische Unternehmen mit höheren Stakeholder-Erwartungen (z. B. Banken, Großkunden, Investoren), die vertiefte ESG-Transparenz benötigen |
Funktion | Einstiegsmodul, Mindestanforderungen | Ergänzung zum Basic-Modul, für vertiefte Nachhaltigkeitsdarstellung |
Inhalte (Offenlegungen) | B1: Basis für die Erstellung B2: Praktiken, Richtlinien und Initiativen B3: Energie und Treibhausgasemissionen B4: Umweltverschmutzung B5: Biodiversität B6: Wasserverbrauch und Wasserstress B7: Ressourcennutzung, Kreislaufwirtschaft und Abfall B8: Belegschaft – Allgemeine Angaben B9: Gesundheit und Sicherheit B10: Vergütung, Tarifbindung, Weiterbildung B11: Korruption und Bestechung | C1: Geschäftsmodell und Strategie C2: Erweiterte ESG-Praktiken und Verantwortlichkeiten C3: Klimaziele und Übergangspläne C4: Klimarisiken C5: Erweiterte Angaben zur Belegschaft C6: Menschenrechtspolitik C7: Schwere Verstöße gegen Menschenrechte C8: Umsatz aus kritischen Sektoren & EU-Benchmark-Ausschluss C9: Geschlechterverhältnis im Leitungsorgan |
Berichtspflicht | Keine gesetzliche Pflicht – Anwendung ist freiwillig | Ebenfalls freiwillig, aber wachsender Druck durch Stakeholder |
Flexibilität | Offenlegung nur bei Relevanz („if applicable“) | Ergänzt die relevanten Punkte aus dem Basic Module |
Typischer Anwendungsfall | Erstbericht, Einstieg in ESG-Struktur | Vertiefung, Stakeholder-Kommunikation, ESG-Reifegrad nach außen zeigen |
Anwendung in der Praxis
Laut dem offiziellen VSME-Prozess läuft die Berichterstellung in mehreren Schritten ab:
- Modulauswahl – Basic allein oder inkl. Comprehensive?
- Wesentlichkeitsanalyse – Welche Themen sind für das Unternehmen tatsächlich relevant? Im VSME genügt eine vereinfachte, qualitative Bewertung, bei der insbesondere Auswirkungen auf Umwelt und Gesellschaft im Fokus stehen. Empfehlung: Auch Chancen und Risiken sollten – in pragmatischer Form – mitgedacht werden, z. B. mithilfe einer einfachen Matrix oder Ampellogik.
- Datenerhebung & Offenlegung – zu den für wesentlich befundenen Themen
- Berichtserstellung – integriert in den Geschäftsbericht oder als separates Nachhaltigkeitsdokument
- Jährliche Fortschreibung – mit Aktualisierung wesentlicher Themen und Fortschrittskontrolle
Der modulare Aufbau macht den Einstieg niedrigschwellig – und bietet zugleich die Möglichkeit, mit den Anforderungen zu wachsen.
Wesentlichkeitsanalyse im VSME – kompakt, aber entscheidend
Ein zentrales Prinzip des VSME-Standards ist: Nicht alles muss berichtet werden – nur das, was wesentlich ist.
Doch was bedeutet „wesentlich“ im Kontext kleiner und mittlerer Unternehmen?
Was verlangt der VSME?
Im Gegensatz zu den ESRS verlangt der VSME keine komplexe Double-Materiality-Analyse. Stattdessen legt der Standard den Fokus auf zwei zentrale Perspektiven:
- Wie wirkt sich das Unternehmen positiv oder negativ auf Menschen und Umwelt aus?
- Wie wirken sich Umwelt- und Sozialthemen auf das Unternehmen aus – z. B. auf Finanzlage, Leistung oder Liquidität?
Diese vereinfachte Form der Wesentlichkeitsbewertung erlaubt Unternehmen, mit überschaubarem Aufwand zu entscheiden, welche Offenlegungen tatsächlich relevant sind – z. B. mithilfe einfacher Tabellen, qualitativer Einschätzungen oder Priorisierungstools.
Unsere Empfehlung für die Praxis
Auch wenn der VSME formal nur die Wirkungs- und Finanzperspektive verlangt, empfiehlt Blue Bee intelligence, zusätzlich auch Risiken und Chancen bewusst mitzubewerten – allerdings in einer leichtgewichtigen, qualitativen Form, zum Beispiel:
Aspekt | Typische Fragen |
Auswirkungen | Wirken wir negativ/positiv auf Umwelt oder Gesellschaft? |
Risiken | Welche ESG-Themen könnten uns gefährden (z. B. Energiepreise, Lieferengpässe)? |
Chancen | Wo ergeben sich strategische Vorteile durch nachhaltiges Handeln? |
Das Ergebnis bildet die Grundlage für die Auswahl der relevanten Offenlegungskapitel im VSME (z. B. B3, B8, C3 etc.)
Wesentlichkeit im VSME – einfach & anwendungsnah
Die folgende Darstellung zeigt den vereinfachten Entscheidungsweg, wie im VSME festgestellt wird, welche Themen in den Bericht aufgenommen werden müssen – auf Basis zweier paralleler Bewertungsrichtungen:

Die 3 größten Vorteile des VSME
1. Struktur statt Überforderung
Der VSME-Standard bietet einen klaren, strukturierten Rahmen zur Erfassung und Kommunikation von ESG-Themen – ohne bürokratischen Overload.
Gerade im Vergleich zu den über 1.000 Seiten der ESRS (CSRD-Standards), ist der VSME mit rund 40 Seiten Kerninhalt eine deutlich schlankere Alternative – und dabei trotzdem anschlussfähig.
Konkret bedeutet das:
- 11 Offenlegungsthemen im Basic Module (statt >80 bei ESRS)
- 1 Tag für eine erste Wesentlichkeitseinschätzung (statt Tage für doppelte Materialitätsanalyse)
- Erfassung in einer einfachen Excel-Vorlage möglich
- Kein Zwang zu Stakeholder-Befragungen, keine Pflicht zur monetären Quantifizierung
Use Case:
Ein mittelständisches Unternehmen mit 65 Mitarbeitenden aus der Metallverarbeitung entscheidet sich für den Einstieg in das Thema Nachhaltigkeit – mit dem VSME Basic-Modul. Es wählt nur das Basic Module und stuft 5 von 11 Themen als wesentlich ein (z. B. Energieverbrauch, Arbeitssicherheit, Gleichstellung).
Für die erste Datenerhebung greift das Unternehmen vor allem auf vorhandene Informationen zurück. Viele Daten liegen bereits vor – etwa aus bisherigen ISO-Zertifizierungen oder aus Unterlagen für die Bank.
→ Ergebnis: In <1 Woche entsteht ein ESG-Rahmenbericht mit realistischem Aufwand – ohne externe Beratungspflicht.
2. Schutz vor ESG-Druck – Der Shielding-Effekt
Immer mehr KMU erleben ESG-Anforderungen nicht durch Gesetze, sondern durch Marktmechanismen:
Großkunden unterliegen der CSRD, Banken bauen ESG-Kriterien in Kreditentscheidungen ein, und öffentliche Auftraggeber verlangen Nachhaltigkeitsnachweise. Diese Anforderungen kommen oft plötzlich, kontextlos und mit Fristen.
Ein zentrales Merkmal des VSME-Standards ist sein „Shielding“-Effekt:
Wer nach VSME berichtet, erfüllt automatisch viele der ESG-Datenanforderungen, die heute von Banken, Kunden, Investoren oder der öffentlichen Hand gestellt werden.
Was bedeutet Shielding im VSME?
Statt für jeden Stakeholder einen separaten ESG-Bericht zu schreiben, können Unternehmen mit einem standardisierten VSME-Bericht alle relevanten Informationsbedarfe abdecken.
Das bedeutet:
- Keine doppelten Datenabfragen
- Keine Excel-Flut für Einzelanforderungen
- Keine Unsicherheit, welches ESG-Framework gerade gefragt ist
Warum das entscheidend ist:
Früher (ohne VSME) | Heute (mit VSME) |
Kunde A fragt nach Energie-Emissionen | → Sind in B3 enthalten |
Bank B will Diversity-Kennzahlen | → B8–B10 decken das ab |
Investor C will Governance & Anti-Korruption | → B11, C8 & C9 liefern die Basis |
Öffentliche Hand verlangt Umweltbericht | → Kombination aus B3–B7 verfügbar |
Durch VSME wird ein einheitlicher ESG-Standard geschaffen, der für mehrere Adressaten gleichzeitig funktioniert.
3. Zukunftssicherheit durch Anschlussfähigkeit
Der VSME ist kein isoliertes Tool, sondern wurde gezielt an den Inhalten der ESRS (CSRD-Standards) ausgerichtet. Unternehmen, die mit dem VSME arbeiten, schaffen sich damit eine ESG-Struktur, die jederzeit weiterentwickelt werden kann – falls regulatorische Anforderungen steigen oder Stakeholder mehr verlangen.

Relevanz im Kontext des Omnibus-Gesetzes
Mit dem geplanten Omnibus-Verfahren (Frühjahr 2025) werden voraussichtlich die Schwellenwerte für die CSRD-Berichtspflicht angepasst (angehoben).
Das bedeutet für viele Unternehmen:
- Sie fallen (wieder) aus der CSRD – oder
- sie waren nie direkt betroffen, aber müssen trotzdem ESG-Daten liefern (z. B. an Kunden oder Banken)
→ In beiden Fällen ist der VSME das praktikable Zwischenformat, das Professionalität sichert, ohne regulatorischen Overhead.
Beispiel:
Ein Unternehmen mit 320 Mitarbeitenden fällt ab 2026 durch angepasste Schwellenwerte nicht mehr unter die CSRD.
Statt eines vollständigen ESRS-Berichts nutzt es ab 2026 den VSME-Standard, um weiterhin Anforderungen von Kunden und Banken strukturiert bedienen zu können – ohne regulatorischen Druck, aber mit hoher Glaubwürdigkeit.
VSME = Stabilität in der ESG-Berichterstattung.
Ob CSRD kommt, bleibt, fällt oder angepasst wird – mit dem VSME bleiben Unternehmen anschlussfähig, ohne bei jeder Richtlinienänderung von vorne anfangen zu müssen.
Wie wir Unternehmen beim VSME-Reporting unterstützt
Ob erste ESG-Struktur, standardisierter Nachhaltigkeitsbericht oder interne Kompetenzentwicklung – Wir begleiten mit unserem Tochterunternehmen Blue Bee Intelligence kleine und mittlere Unternehmen mit einem ganzheitlichen Ansatz durch den VSME-Prozess. Unser Ziel: ESG-Berichterstattung, die funktioniert, skaliert und Vertrauen schafft – ohne Komplexität.
Unsere Leistungen im Überblick
Leistungsbereich | Was wir konkret tun |
VSME-Readiness-Check | Analyse des Status quo & Einschätzung der Wesentlichkeitsthemen |
Modulauswahl & Strukturierung | Unterstützung bei der Auswahl relevanter Offenlegungen (Basic vs. Comprehensive) |
Datenanalyse & Dokumentation | Entwicklung einfacher Templates zur Datenerhebung und ESG-Dokumentation |
Berichtserstellung | Begleitung bei der Erstellung des ersten VSME-konformen Nachhaltigkeitsberichts |
Toolkits & Checklisten | Bereitstellung anpassbarer Excel-/Notion-Tools für Selbstanwendung oder Teams |
Schulungen & Wissensaufbau | Trainingsformate zur internen Kompetenzentwicklung (z. B. für Nachhaltigkeitsverantwortliche im Mittelstand) |
Für wen ist das besonders relevant?
- KMU, die ESG-Anfragen von Kunden oder Banken erhalten
- Unternehmen, die aus der CSRD rausfallen und trotzdem professionell berichten wollen
- Firmen, die sich frühzeitig für regulatorische Entwicklungen wappnen möchten
- Organisationen, die interne Transparenz und ESG-Wissen aufbauen wollen
Immer mehr mittelständische Unternehmen setzen auf den VSME-Standard – nicht, weil sie müssen, sondern weil sie verstanden haben:
Nachhaltigkeit wird zum Prüfstein unternehmerischer Relevanz.
„Wir berichten freiwillig – weil wir vorbereitet sein wollen. Nicht irgendwann. Sondern jetzt.“
– Geschäftsführerin eines Maschinenbauunternehmens (140 Mitarbeitende)
Was uns auszeichnet:
- Beratung mit Tiefe – wir kennen CSRD, VSME & ESG bis ins Detail
- Tools mit Nutzen – wir liefern nicht PowerPoints, sondern umsetzbare Lösungen
- Begleitung mit Weitblick – wir denken mit, statt nur abzuarbeiten
- Verständnis für den Mittelstand – kein Overengineering, sondern echte Umsetzbarkeit
Der VSME-Standard schützt, stärkt und signalisiert: Wir sind bereit. Sind Sie es auch?
Dann lassen Sie uns sprechen. Wir zeigen Ihnen, wie VSME in Ihrem Unternehmen wirkt – einfach, fundiert und passgenau.