Nachhaltigkeit ist längst kein optionales Thema mehr – Unternehmen müssen ihre ESG-Performance systematisch erfassen und berichten. Doch welche ESG-Kennzahlen sind wirklich relevant? Und wie können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Berichterstattung den regulatorischen Anforderungen entspricht?
Mit der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und den European Sustainability Reporting Standards (ESRS) steigen die Anforderungen an die ESG-Berichterstattung. Besonders Kapitel 5 der ESRS 2 (MDR-M) definiert klare Mindestanforderungen an ESG-KPIs, um Transparenz, Vergleichbarkeit und Nachvollziehbarkeit sicherzustellen.
In diesem Artikel zeigen wir, welche ESG-Kennzahlen relevant sind, wie Unternehmen sie korrekt berechnen können und was sie tun müssen, um den Anforderungen der ESRS 2 zu entsprechen.
1. Die methodische Herleitung von ESG-KPIs
ESG-Kennzahlen lassen sich nicht willkürlich festlegen – sie müssen systematisch aus gesetzlichen Anforderungen, internationalen Standards und wissenschaftlichen Erkenntnissen abgeleitet werden.
1.1 Gesetzliche Rahmenwerke und Standards
Zentrale Regularien und Standards für ESG-Kennzahlen umfassen:
- EU-Taxonomie & CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) → Definiert, welche (wirtschaftlichen) Aktivitäten nachhaltig sind.
- ESRS (European Sustainability Reporting Standards) → Einheitliche EU-weite ESG-Berichtspflichten für Unternehmen.
- GRI (Global Reporting Initiative) → Weltweit anerkannter Rahmen für Nachhaltigkeitsberichte.
- SASB (Sustainability Accounting Standards Board) → Branchenübergreifende und branchenspezifische ESG-Kennzahlen.
Unternehmen orientieren sich an diesen Vorgaben, um sicherzustellen, dass ihre Kennzahlen vergleichbar und regulatorisch konform sind.
1.2 Die Rolle der Wesentlichkeitsanalyse
Nicht jede ESG-Kennzahl ist für jedes Unternehmen gleich wichtig. Eine Doppelte Wesentlichkeitsanalyse (Double Materiality) hilft dabei, relevante KPIs zu bestimmen:
- Finanzielle Wesentlichkeit: Welche ESG-Faktoren beeinflussen die Unternehmensleistung?
- Auswirkungswesentlichkeit: Welche ESG-Faktoren haben bedeutende Umwelt- oder Sozialauswirkungen?
Die wichtigsten Kennzahlen ergeben sich aus dieser Analyse, oft basierend auf Stakeholder-Erwartungen und Branchenanforderungen.
1.3 Die ESRS-Mindestanforderungen an ESG-Kennzahlen (MDR-M, Kapitel 5 ESRS 2)
Um eine transparente und nachvollziehbare Berichterstattung sicherzustellen, müssen Unternehmen ihre ESG-KPIs gemäß den Anforderungen der ESRS 2 definieren und dokumentieren. Die fünf zentralen Anforderungen sind:
1.3.1 Berechnungsmethoden & Annahmen
Unternehmen müssen offenlegen, wie ihre ESG-Kennzahlen berechnet werden:
✔ Welche Methoden und Formeln werden verwendet?
✔ Welche Annahmen liegen den Berechnungen zugrunde?
✔ Gibt es branchenspezifische Standards, die berücksichtigt wurden?
Praxisbeispiel:
Ein Unternehmen berichtet über seine CO₂-Emissionen nach Scope 3. Hier muss es erklären, wie die Daten erhoben wurden – stammen sie aus direkten Messungen oder aus Schätzungen auf Basis von Branchenbenchmarks?
1.3.2 Ziele & Anwendungsbereich
Unternehmen müssen darlegen:
✔ Welche ESG-Ziele verfolgt werden (z. B. Klimaneutralität bis 2030)
✔ Ob die KPIs für das gesamte Unternehmen oder nur für bestimmte Geschäftsbereiche gelten
✔ Wie ambitioniert das gesetzte Ziel im Branchenvergleich ist

2. Die wichtigsten ESG-KPIs und ihre Berechnung
2.1 Umwelt (E – Environmental)
Ziel: Messen, wie nachhaltig Unternehmen mit Ressourcen umgehen.
CO₂-Emissionen (Scope 1, 2, 3)
- Scope 1: Direkte Emissionen aus eigenen Quellen (z. B. Produktionsanlagen, Fuhrpark).
- Scope 2: Indirekte Emissionen durch eingekaufte Energie.
- Scope 3: Indirekte Emissionen aus der gesamten Wertschöpfungskette.
- Berechnung: CO₂-Fußabdruck nach GHG Protocol oder ISO 14064-1.
Energieverbrauch (erneuerbar vs. fossil)
- Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtverbrauch.
- Berechnung: kWh-Gesamtverbrauch und Anteile aus EE-Quellen.
Wasserverbrauch & -intensität
- Gesamtwasserverbrauch vs. Produktionseinheiten.
- Berechnung: Wasserentnahme pro Produkt oder Umsatz.
Abfallaufkommen & Recyclingquote
- Anteil recycelter oder wiederverwendeter Materialien.
- Berechnung: Recyclingrate (%) = (Recycelter Abfall / Gesamtabfall) × 100.
2.2 Soziales (S – Social)
Ziel: Messen, wie Unternehmen mit Mitarbeitern, Zulieferern und Gemeinschaften umgehen.
Mitarbeiterfluktuation & Diversität
- Fluktuationsrate = (Anzahl der Abgänge / Durchschnittliche Mitarbeiterzahl) × 100.
- Frauenanteil in Führungspositionen (%).
Arbeitsunfälle & Sicherheit
- Unfallrate = (Unfälle pro 1.000 Arbeitsstunden).
- Lost Time Injury Rate (LTIR) misst schwerwiegende Unfälle.
Mindestlohn & Gleichstellung
- Durchschnittliche Gehälter nach Geschlecht & Hierarchieebene.
- Gender Pay Gap (% Unterschied).
Lieferketten-Nachhaltigkeit
- Anteil der Lieferanten mit ESG-Zertifizierungen.
- Audits zur Einhaltung sozialer Standards.

2.3 Unternehmensführung (G – Governance) 📊
Ziel: Messen, wie transparent und ethisch Unternehmen geführt werden.
Unabhängigkeit des Vorstands
- Anteil unabhängiger Mitglieder am Aufsichtsrat.
Korruptionsbekämpfung & Compliance
- Anzahl von Compliance-Fällen oder Verstößen.
Steuertransparenz
- Effektiver Steuersatz (Tax Rate).
Zahlungsmoral (Late Payment Ratio)
- Durchschnittliche Zahlungsfrist in Tagen.
- Anteil verspäteter Zahlungen an Lieferanten.
3. Unternehmen müssen individuell priorisieren
Nicht jede ESG-Kennzahl ist für jedes Unternehmen gleich relevant. Durch eine Wesentlichkeitsanalyse können Unternehmen gezielt herausfinden, welche KPIs sie priorisieren müssen.
Warum ist das wichtig?
- Regulatorische Anforderungen (ESRS, CSRD) verpflichten zu bestimmten KPIs.
- Investoren fordern ESG-Transparenz für ihre Anlageentscheidungen.
- Kunden und Stakeholder verlangen nachhaltige Unternehmensführung.
Unternehmen sollten daher einen datenbasierten ESG-Ansatz verfolgen, der sich an regulatorischen Vorgaben und Branchenstandards orientiert. Nur so lassen sich Risiken reduzieren, Chancen nutzen und langfristige Werte schaffen.
4. Unsere Unterstützung: ESG-KPIs effizient und automatisiert managen
Wir unterstützen Sie dabei, Ihre ESG-Kennzahlen standardisiert, automatisiert und zukunftssicher zu erfassen. Mit unseren ESG-Datenplattformen ermöglichen wir eine automatisierte KPI-Berechnung nach den ESRS-Standards und setzen auf Business Intelligence & Künstliche Intelligenz, um Ihre ESG-Performance gezielt zu optimieren. Individuelle Dashboards sorgen für eine transparente Berichterstattung und verbessern Ihre ESG-Ratings.
Lassen Sie uns gemeinsam Ihre ESG-Strategie vorantreiben – kontaktieren Sie uns für eine unverbindliche Beratung!